Um Jugendliche mit den skizzierten Monstern in ein Verhältnis zubringen, bieten sich ganzheitlichen Zugänge und eine handlungsorientierte Herangehensweise an. Es sind insbesondere projektorientierte Lernarrangements, die hierfür Rahmenbedingungen schaffen können.
Lernpotenziale von Projekten
Projektorientierter Unterricht kann die Motivation von Lernenden erhöhen, weil sie ihren eigenen Interessen nachgehen und weite Teile des Arbeitsprozesses eigenständig strukturieren (Gudjons 2008: 80f.). Projekte ermöglichen methodische Abwechslung, praktisches Handeln mit allen Sinnen, außergewöhnliche Lernorte und Kontakt mit schulfernen Expert:innen.
Die eigenständige Formulierung einer Fragestellung und die Bearbeitung einer komplexen und realitätsnahen Aufgabenstellung fördert die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer:innen( Frey 2010: 50). Durch die Strukturierung neuer Wissensbereiche und die Verknüpfung von Fachwissen mit bereits vorhandenem Weltwissen ermöglicht einen nachhaltigen Kenntniserwerb (Oberle 2013: 104). Charakteristisch für Projekte ist weiterhin, dass am Ende des Lern- und Arbeitsprozesses ein für andere relevantes Produkt entsteht, das (öffentlich) präsentiert werden kann. Die dabei initiierten Selbstwirksamkeitsprozesse können sich positiv auf die künftige Handlungsbereitschaft junger Menschen auswirken.
Die klassischen Merkmalen projektorientiertes Arbeitens sind auch für die hier vorgestellte Methode grundlegend (Reinhardt 2021: 521):
- Orientierung an den Schüler:innen: Auch wenn das Thema hier von Lehrer:innen vorgegeben wird, können die Teilnehmer:innen sich innerhalb eines Spektrums einen Schwerpunkt suchen und die Erarbeitungen eigenständig zu gestalten und das Produkt selbst zu erstellen.
- Orientierung an der Wirklichkeit: Von einem theoretischen Konzept (hier: imperiale Lebensweise) ausgehend beschäftigen sich die Schüler:innen mit einem Aspekt ihrer eigenen Lebenswelt. Die Erfahrungen der Schüler:innen sind Ausgangspunkt für den Lernprozess; die Relevanz des Themas für die gegenwärtige und zukünftige Lebensgestaltung ist unmittelbar vorhanden.
- Orientierung an einem Produkt: Neben der kognitiven Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand und berücksichtigt der vorliegende Ansatz auch das konkrete Tun und die praktische Verarbeitung der Ergebnisse. Der kreativ-künstlerische Ansatz kann sich inspirierend und motivierend auf die Teilnehmenden auswirken.
Prozess- und Produktorientierung
Projektunterricht zeichnet sich durch ein Wechselspiel von Prozess- und Produktorientierung aus – für die Lernbegleiter:innen ist deshalb wichtig, stets auf ein ausgewogenes Verhältnis dieser beiden Aspekte zu achten. Dass beide Aspekte ihre Legitimität aus der Förderung kritischer Urteilsfähigkeiten und Handlungskompetenzen ziehen und als miteinander verknüpft verstanden werden müssen, verweist bereits Hermann Giesecke in den 1970er Jahren. Seine Ausführung kann für die vorliegende Broschüre und das gesamte Projektvorhaben als handlungsleitend verstanden werden:
„Nicht nur das Bearbeiten eines politischen Problems sollte angestrebt werden, sondern auch die Darstellung der Arbeitsergebnisse für andere mit dem Zweck, bei diesen anderen für die eigenen Einsichten zu werben und mit ihnen darüber in eine Diskussion einzutreten.“ (Giesecke 1976: 50)
Im Projekt der urbanen Monster sind – je nach Zusammensetzung der Lerner:innengruppe und dem zeitlichen Umfang des Projekts – folgende Produktionen zum Ende des Projekts vorstellbar:
Schüler:innen erstellen im Zuge des Projekts zoologische Monster-Steckbriefe. Als Grundlage der Entwicklung von Fabelwesen und deren fantasievollen Charakterisierung dient das Konzept einer imperialen Lebensweise.
In angeleiteten, kreativen Gestaltungsprozessen erstellen die Schüler:innen Skulpturen ihrer Monster einer imperialen oder solidarischen Lebensweise. Mit zielten inhaltlichen Fragestellungen zur figurativen Ausgestaltung kann eine weitere, ganzheitliche Form der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Krisenanalysen realisiert und das Gelernte vertieft werden.
Die imperiale Lebensweise ist tief verankert in Alltagspraktiken und wir durch u.a. materielle Infrastrukturen stabilisiert. Viele Anknüpfungen an das Konzept finden sich deshalb im unmittelbaren Lebensumfeld, im eigenen Sozialraum von Schüler:innen, der durch diese Sichtweise eine Repolitisierung erfahren kann. Durch eine Auswilderung der erstellten Monster-Skulpturen im öffentlichen Raum können Schüler:innen mit ihren kreativen Erarbeitungen andere Interessierte auf Herausforderungen aufmerksam machen.
Weil Präsentation von Projektergebnissen und die öffentliche Diskussion über die mit den Exponaten verbundenen Themen bei Schüler:innen wichtige Selbstwirksamkeitsprozesse anstoßen können, bieten sich als Abschluss geführte Monster-Expeditionen im Rahmen einer Schulausstellung oder für die interessierte Öffentlichkeit im Stadtteil besonders an.
Mögliche Projektphasen und -impulse
Die Handreichung ist für ein fächerübergreifendes Projekt für Politische Bildung und Kunst konzipiert, richtet sich jedoch genauso an Pädagog:innen der außerschulischen (politischen) Bildung. Der vorgeschlagene Projektverlauf ist deshalb in Phasen und Impulse gegliedert, die sich am Ablauf der klassischen Projektmethode orientiert (Gudjons 2008):
Auf eine Zergliederung in 45-minütige Einheiten wird zugunsten der individuellen Anpassung an unterschiedliche Bildungsrahmungen verzichtet.