Im Projekt „Urbane Monster einer imperialen Lebensweise“ werden Schüler:innen zu Monsterforscher:innen: sie erforschen Monster in ihrem eigenen Nahbereich und erstellen zoologische Studien; sie bauen selbst Monster, wildern diese im öffentlichen Raum aus und erzählen anderen ihre ungeheure Geschichten.

Die vorliegende Projektidee möchte einen kreativen Zugang zum theoretischen Konzept der „imperialen Lebensweise“ (Brand/Wissen 2017) eröffnen, mit dem Ulrich Brand und Markus Wissen globale Ungleichheitsverhältnisse unter Berücksichtigung der wechselseitigen Beziehung von Subjektivität und gesellschaftlichen Verhältnisse erfassen. Mit dem künstlerisch irritierenden Zugang schafft das vorliegende Unterrichtsprojekt Diskussions- und Reflexionsanlässe für Schüler:innen, über eine Lebensweise zu sprechen, die nur „auf Kosten anderer“ möglich ist. Über das Ungeheure wird die eigene Verwobenheit mit globalen Macht- und Herrschaftsverhältnissen thematisierbar, ohne dabei durch moralische Schulzuweisungen anzuklagen oder die Lösung in individuellen Handlungsappellen zu suchen. Vielmehr wird die vermeintliche Normalität unseres Alltags in ihren lokalen Ambivalenzen und globalen Bezügen sicht- und begreifbar. Diese Verunsicherungen des Selbstverständlichen werden durch die Auswilderung der Monster in den urbanen Raum aus dem Klassenraum herausgetragen und mit einer erweiterten Öffentlichkeit diskutiert.

Es könnte auch ganz anders sein – auch darauf können urbane Monster hinweisen: Durch das Pendant der fabelhaften Monster einer solidarischen Lebensweise möchte das Projekt auch den Blick auf vorhandene Ansätze der Alternativen richten, reale Utopien aus den gesellschaftlichen Nischen locken und das „noch-nicht-Gewordene“ (Bloch) denkbar werden lassen.

Um Jugendliche mit den skizzierten Monstern in ein Verhältnis zubringen, bieten sich ganzheitlichen Zugänge und eine handlungsorientierte Herangehensweise an. Es sind insbesondere projektorientierte Lernarrangements, die hierfür Rahmenbedingungen schaffen können.

Als wichtiger Bezugspunkt des Globalen Lernens in der Schule hat sich in zwischen der von Kultusministerkonferenz (KMK) Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) herausgegebene „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“ (OR) etabliert. Der 2015 in einer erweiterten Ausgabe neu herausgegeben Orientierungsrahmen richtet sich an Lehrer:innen, um sie bei der Verankerung globaler Bezüge in Lehrplänen und schulischen Curricula, in Schulprofilen und – programmen zu unterstützen.

Die Implementierung von globalen Aspekten und Fragestellungen soll – so die Verfasser:innen des Orientierungsrahmens – Schüler:innen darin unterstützen,

  • ihr privates und und berufliches Leben selbstbestimmt zu gestalten,
  • die eigene Gesellschaft aktiv handelnd mit zu gestalten und
  • und Mitverantwortung im globalen Rahmen zu übernehmen.

Prägende Leitideen des Lernbereichs sind dabei die Orientierung am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, die Analyse von Entwicklungsprozessen auf unterschiedlichen Handlungsebenen, der Umgang mit Vielfalt, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel eine Kontext -bzw. Lebensweltorientierung (KMK et al. 2016: 24)