OrdnungErnährungs-monster |
FamilieLandwirtschafts-monster |
Gattung & Artsolidaric re rustica |
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Das SoLaWi-Monster stammt ursprünglich aus dem China der 1960er Jahre, breitet sich gegenwärtig aber sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten des Globalen Norden aus. Seine Gattungs-Gefährten besiedeln Länder wie Österreich oder Frankreich, jetzt auch Deutschland.
Auf den ersten Blick ist das SoLaWi-Monster kaum von seinem Fressfeind – dem KON-LaWi (konventionelles Landwirtschaft-Monster) – zu unterscheiden, denn beide tummeln sich in Beeten und auf Ackern. Aus diesem Grund bleibt das SoLaWi-Monster oft unentdeckt, wird nicht erkannt oder als Handlungsalternative wahrgenommen.
Trotz der steigenden Anzahl von Höfen solidarischer Landwirtschaft ist die Population des SoLaWi-Monsters nicht mit der seines Fressfeindes zu vergleichen. Ursachen für diese geringe Verbreitung sind unter anderem die mangelnde staatliche Unterstützung durch die Politik, aber auch die geringen Lebensmittel-Preise: Verbraucher*innen sind häufig nicht bereit (oder finanziell nicht in der Lage), mehr Geld für Essen auszugeben.
Viele Landwirt*innen sehen sich durch diese Bedingungen dazu veranlasst, weiter auf die ertragreichere konventionelle Landwirtschaft zu setzen. Dabei hat das hohe Populationsaufkommen des KON-LaWi-Monsters fatale Auswirkungen für Natur und Umwelt.
Mehrere Exemplare in der Gärtnerei Fuldaaue gesichtet
In Kassel: Timo Wilmesmeier, Thomas Eickel von der Gärtnerei Fuldaaue
Öffentlich zugängliches Monster, Fütterung rund um die Uhr möglich
Das mehrköpfige SoLaWi-Monster fällt schon aus der Ferne durch seiner bunte Erscheinung auf.
1145x1145x2160mm
1,8m3 bis 2,5 m3
92 % konventionelle Landwirtschaft
244 solidarische Landwirtschaftsbetriebe
Das SoLaWi-Monster ist das ganze Jahr über aktiv und fühlt sich vor allem in den Gemüsebeeten von solidarischen Höfen heimisch. Auf seinem bodenständigen Körper und dem langen Hals befinden sich viele Köpfe, mit denen es alle Entscheidungen gemeinsam trifft. Die auffällig bunte Fell-Farbe unterscheidet sich innerhalb der Gattung, die Musterung des Fells gleicht sich aber innerhalb der Population.
Das SoLaWi-Monster ernährt sich von regionalem, regenerativ angebautem und pestizidfreien bez. ökologisch angebautem Gemüse. Die Nahrung teilt es gerecht unter seinen Artgenossen auf, sodass genug für alle da ist. SoLaWi-Monster sind in der Lage, kurze Hungerperioden zu überleben, indem sie angesammelte Vorräte untereinander aufteilen.
Die Exkremente von SoLaWi-Monstern sind sehr nährstoffhaltig und werden beim Gemüseanbau als biologisches Düngemittel verwendet.
SoLaWi-Monster besiedeln nur wenige Acker und Gemüsebeete in Deutschland, denn 92% der Höfe in Deutschland betreiben konventionelle Landwirtschaft. Es sind vor allem die im Vergleich hohen Ernteerträge konventioneller Landwirtschaft (vgl. Abb. 2), die eine Bestandsvermehrung von SoLaWi-Monstern verhindern.
Beliebte Nahrung von SoLaWis und KON-LaWis ist Unterglas-gemüse, also u.a. Kopfsalat, Radieschen, Paprika, Gurken und Tomaten. Allein beim Anbau von diesen Gemüsesorten beträgt der Ertragsunterschied von konventionellem Gemüse und ökologischem Gemüse 46%.
Ein besonders hoher Ertragsunterschied ergibt sich im Anbau von Tomatenpflanzen. Zwischen 2012 und 2017 wurden im Durchschnitt 236.100 Tonnen/Hektar Tomaten konventionell und 116.700 Tonnen/Hektar ökologisch geerntet. Dass der Ertrag von ökologisch angebauten Tomatenpflanzen nicht einmal halb so groß wie der von konventionell angebauten Tomaten ist, liegt vor allem an den unterschiedlichen Züchtungsweisen: Ökologisch angebaute Tomaten wachsen in der Erde, wohingegen konventionelle Tomaten in geschlossenen Systemen wie Gewächshäusern gezogen werden, in denen die Tomaten mehr Nährstoffe zur Verfügung haben.
Übrigens: Tomaten sind mit einem Konsum von 27,2 Kg/Person (im Jahr 2019) das beliebteste Gemüse der deutschen Bevölkerung. Auch wenn die Ernte im Laufe der Zeit ertragreicher wurde und ein einzelner Gärtner immer mehr Menschen versorgen kann (siehe Abb. 2), können nur 12% des hiesigen Tomatenkonsums durch Anbau in Deutschland gedeckt werden. Der Rest der Tomaten muss aus anderen Ländern importiert werden.
∙ Anbau robuster Sorten in geeigneter Fruchtfolge, um den Boden nicht auszulaugen
∙ Nutzung von natürlichen Mitteln wie Mist, Kompost statt mineralischer und chemischer Düngemittel
∙ Pflege der Bodenfruchtbarkeit durch Humuswirtschaft
∙ Keine chemischen Pestizide, sondern Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln wie Kupfer oder Bienenwachs
∙ Verzicht auf Gentechnik
∙ Einsatz spezieller Geräte zur sanften Unkrautregulierung
Vergleich des Ernteertrags von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft (Illustration: Gregor Müller orientiert an David Nield, 2018)
Wie viele Menschen ernährt ein Landwirt?
→ Gefahr: Artenverlust und erhöhtes Risiko von Ernteverlusten, da schnellere Krankheitsübertragung
→ Gefahr: Grundwasserverschmutzung
Verursacher (Landnutzer*innen und Wirtschaftszweige) des Artenrückgangs:
(Abb. 4, orientiert an Kellermann 2020: 48)Ein Blick in die Supermarktregale vor Ort zeigt, dass fast ausschließlich Lebensmittel erworben werden können, die auch von KON-LaWi-Monstern gefressen werden. Es stellt sich die Frage, warum das so ist – und wo man Lebensmittel von SoLaWis finden kann?
Solidarische Landwirtschaft ist eine Handlungsalternative, die auf ökologischer Landwirtschaft beruht. Als Alternative möchte sie Lösungen für die ökologischen Probleme konventioneller Landwirtschaft aufzeigen. Deshalb werden verschiedene nachhaltige und soziale Ziele verfolgt: Das Einkommen von Öko-Landwirt*innen soll sich verbessern und planbar werden. Landwirtschaftliche Erzeugnisse sollen gesund hergestellt werden. Weiterhin sollen Umweltschäden vermieden und die Biodiversität gefördert werden. Somit wird nicht nur auf den Schutz der Natur, der Umwelt und unsere Erde wert gelegt, sondern auch auf die von Verbraucher*innen und Landwirt*innen.
Die SoLaWis können durch Mitarbeit auf dem Feld oder durch das Abonnieren von Gemüsekisten unterstützt werden. Eine weitere Handlungsmöglichkeit ist der Erwerb von Lebensmitteln regionaler Herkunft auf Gemüsemärkten oder sogar das eigene (pestizidfreie) Anbauen von Obst und Gemüse. Ebenso kann beim Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt auf Herkunft und ökologischen Anbau geachtet werden. Durch individuelle Kaufentscheidungen, aber auch politische Maßnahmen könnten KON-LaWis nach und nach aus den Auslagen und Regalen, schließlich von den Feldern gedrängt werden.
Solidarische Landwirtschaft gründet sich auf einem Zusammenschluss von Mit- gliedern und Menschen derselben Region. Dabei werden Entscheidungen basis- demokratisch getroffen, Risiken gemeinsam getragen und Kosten untereinander auf- geteilt. Durch die Mitgliedsbeiträge können die Löhne der Mitarbeiter und der Anbau von Lebensmitteln finanziert werden.
Lebensmittel werden durch eine ökologische Landwirtschaft hergestellt. Dies zieht einen Verzicht von Pestiziden und den Schutz des Bodens mit sich. Hierbei wird ausschließlich mit organischem Dünger und biologischen Pflanzenschutzmittel gearbeitet.
Das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft als Kreislauf illustriert.
REGIONALES, FAIRES OBST UND GEMÜSE
Gärtnerei Fuldaaue / Arndtstraße 14, 34123 Kassel
Schmackes GmbH/ Erzbergerstraße 51, 34117 Kassel
Gemüsebaukollektiv Rote Rübe/ Kirchweg 1, 34260 Kaufungen
Die Kommune Lossehof/ Leipzigerstraße 518, 34260 Kaufungen
Bioland Gärtnerei Wurzelwerk/ Forstamstraße 6, 34355 Escherode/ Online-Bestellformular: https://www.gastwerke.de/Wordpress/images/Abo_Kiste_Bestellformular.jpg
Basedow, Thies (2002): Konventionelle Landwirtschaft (in ihrer gegenwärtigen Ausprägung) oder ökologische Landwirtschaft?– Für die maximale Biodiversität sind beide erforderlich. Gesunde Pflanzen 54, Verlag Springer, 177–182 .
Berndoff, Jan (2020): Was unterscheidet Bio-Anbau und konventionelle Landwirtschaft. Online: https://werde-magazin.de/bioanbau-landwirtschaft/
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (Stand 2018): Tomaten. Online: https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/pflanzliche-produkte/tomaten
Carlos, Laura (2019): Wo steht die SoLaWi-Bewegung in Deutschland. Online: https://www.solidarische-landwirtschaft.org/fileadmin/media/solidarische-landwirtschaft.org/Veranstaltungen/Präsentationen_fachtag/Präsentation_2.FT_Laura_Carlson.pdf
Kellermann, Kim (2020): Die Zukunft der Landwirtschaft. Konventioneller, gentechnikbasierter und ökologischer Landbau im umfassenden Vergleich. Verlag Springer, Wiesbaden,12-86.
Lukhaup, Rainer (1999): Umweltorientierte Agrarstrukturpolitik in Deutschland: die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft. Europa Regional, 7.1999(3), 2-15.
Niggli, Urs und Fließbach, Andreas (2009): Gut fürs Klima? Ökologische und konventionelle Landwirtschaft im Vergleich. In: Agrarbündnis, e.V. (Ed.) Der kritische Agrarbericht. ABL Verlag, D-Hamm, 103-109. Online: https://orgprints.org/16492/1/Niggli-Fliessbach-2009-Agrarbericht2009-klima.pdf
Ökolandbau (2017): Erträge im biologischen und konventionellen Landbau. Online: https://www.oekolandbau.de/handel/marktinformationen/der-biomarkt/marktberichte/ertraege-im-biologischen-und-konventionellen-landbau/