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FamilieErnährungs-monster |
Gattung & Artnim. prodigium piscatum |
Ausgestopftes Exemplar der Gattung „Nimium Prodigium Piscatum“, hier: das Fischstäbchen-Monster.
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Gattung & Artnim. prodigium piscatum |
Zum Frühstück einen Salat mit Thunfisch, mittags dann Fischstäbchen und Abends nett Sushi essen gehen; durchschnittlich isst jede*r Deutsche 13,2 kg Fisch im Jahr (Stand: 2019). Allein in der Innenstadt Kassels gibt es mindestens 22 Orte, an denen man schnell und mehr oder weniger lecker Fisch kaufen kann – und das betrifft nur die Fußgängerzone. Doch während der Hunger nach Fisch immer mehr zu wachsen scheint, sind die Fischbestände nicht unerschöpflich. Seit Jahrzehnten wächst die Population der Überfischungsmonster stark an, welche die Meere, die Tiere und letztlich auch die Menschen bedroht.
Das Überfischungsmonster zeigt sich in ganz verschiedenen Formen und ist fast überall anzutreffen, wo auch Menschen sich aufhalten. Ursprünglich kommt es aus den Küstenregionen, doch durch verbesserte Transportwege, Kühlsysteme und steigenden Konsum hat sich das Überfischungsmonster seit den 1950er Jahren auf der ganzen Welt ausgebreitet.Der Fischkonsum der Menschen hat sich in dieser Zeit verdoppelt, der weltweite Fischbestand halbiert. Statt der Fische im Meer findet man so immer mehr Restaurants und Fast-Food Ketten, in denen sich das Überfischungsmonster gern zeigt. Dort wird dann zu günstigen Preisen eine scheinbar endlose Menge an Meerestieren verkauft, die oft sogar Siegel vorweisen können, die ihnen „Nachhaltigkeit“ attestieren.
vom kleinen Hosomaki bis zur Größe von Haien
172,9 Millionen Tonnen gefangenen Fischs weltweit in 2020
60 Millionen Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt durch Fischerei
Maki-Sushi-Monster, verbreitet sich ausgehend von seinem Herkunftsland Japan über den gesamten Globus. Es ernährt sich u.a. von rohem Lachs, Thunfisch und getrockneten Algen.
Nigri-Sushi-Monster, tritt i.d.R. gemeinsam mit Maki-Monster in größerer Anzahl auf. Kurze Lebensdauer.
Fischstäbchen-Monster; anzutreffen in Tiefkühltruhen; existieren seit 1955 und breiten sich von England aus in der ganzen Welt. Im Durschnitt isst jede*r Deutsche jährlich 27 dieser kleinen Tiefkühlmonster.
Im Kampf gegen das Überfischungsmonster schlägt der Internationale Rat der Meeresforschung (ICES) die maximale Menge an Fisch vor, die pro Jahr und Land gefischt werden darf. Durch diese Vorgaben könnte der Bestand geschützt werden: Nur so viel fangen, wie jedes Jahr durch natürliche Reproduktion zum Bestand hinzukommt. Die Beschränkung des Fischfangs stellt eine wirtschaftliche Bedrohung der entstandenen Fischindustrie dar. Diese hat eine starke Interessensvertretung, weswegen die EU zum Beispiel oft eine höhere Fangquote erlaubt, als der ICES vorschlägt. Der kurzfristige wirtschaftliche Gewinn durch das Überschreiten der Quote kann langfristige Folgen haben: Die Überfischung der Meere raubt vielen Fischern die Existenzgrundlage – es gibt nichts mehr zu fangen... Ein weiterer Faktor, der die Berechnung der Fangquoten erschwert, ist die sog . „Piratenfischerei.“ Schätzungen zufolge wird jeder fünfte Fisch illegal gefangen. Diese Fische können nur unzureichend in Populationsprognosen einbezogen werden, die den Fangquoten zugrunde liegen.
Das Überfischungsmonster verbreitet sich z.B. auch durch Fischereiabkommen mit westafrikanischen Ländern, auf die der europäische Konsum ausgelagert wird (© Le Monde diplomatique, 2007)
Das Überfischungsmonster setzt darauf, sich auf Kosten Anderer zu ernähren. Sogar in Aquakulturen, wo Fische nicht gefangen, sondern gezüchtet werden, lebt es auf Kosten der Futterfische. Diese müssen dann in größeren Mengen aus dem Meer gefischt werden, um sie an die Raubfische verfüttern zu können.
Aber nicht nur Fische fallen dem Monster zum Opfer – es schadet auch lokalen (beispielsweise westafrikanischen) Fischer*innen. Dorthin exportiert die EU das Monster mit ihren Handelsabkommen. Sie ermöglichen es Firmen mit high-tech-Fangschiffen, die Meere an den Küsten des Globalen Südens leer zu fischen und dadurch die lokalen Fischer zu verdrängen. Diese Fangschiffe ernähren das Überfischungsmonster dann sogar noch weiter, da sie durch neue Technik viel mehr Fisch fangen können.
Gleichzeitig kommt es dabei aber auch zu einer großen Menge des sogenannten Beifangs – Tiere, die gefischt werden, aber nicht gewünscht waren (vgl. Abb. 6). Der Beifang wird dann tot oder sterbend über Bord geworfen. Durch dieses Vorgehen sterben Arten aus, die überhaupt nicht für den Verzehr vorgesehen sind.
Mitgefangene Meerestiere pro Portion, Quelle: WWF
Greenpeace Kassel - Umwelthaus Kassel | Wilhelmsstraße 2, 34117 Kassel https://www.kassel.greenpeace.de/mitmachen
Weiterführende Links
eset.org/knowledge/ueberfischung-der-meere WWF
wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/vernuenftig-einkaufen/wwf-einkaufsratgeber- fische-meeresfruechte zum
ndr.de/ratgeber/verbraucher/Wie-gut-ist-MSC-Siegel-fuer-Fisch Ein Beispiel für unterschreibbare Petitionen: change.org/karmenu-vella
Ahrens, S. (2020). Erzeugung von Fisch weltweit bis 2020. Online: statista.com
Altenmüller, I. (2019). MSC-Siegel für Fisch: Kriterien und Kritikpunkte. NDR.de - Ratgeber - Verbraucher. Online: ndr.de
Deepwave. (2019). Fangquoten 2020 für die Ostsee – nicht ausreichend, aber besser als erwartet. Online: deepwave.org
Hanano, R. (2010). Überfischung der Meere | Natur + Arten. Online: eset.org
EU-Koordination Deutscher Naturschutzring, (2019). Illegale Fischerei bleibt Gefahr. EU-Umweltnews. Online: dnr.de
WWF. (2018). Überfischung: Bald drohen uns leere Meere. Online: wwf.de
Dieses Monster wurde im Sommersemester 2020 entdeckt und beschrieben durch die renomierten Monster-Forscher*innen Leonie Jäger und Lukas Weber, Studierende der Universität Kassel.
Konzept und Redaktion: Oliver Emde
Grafik, Layout und Satz: Gregor Müller