OrdnungGebrauchsgüter-Monster |
FamilieMüllmonster |
Gattung & Artcorpus vestimenta sua |
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Tisch- und Bettwäsche, Gardinen, T-Shirts, Pullover, Hosen, Socken und Unterwäsche, Hüte und Pelze, sogar Schuhe frisst das Kleidercontainer-Monster, das insbesondere den urbanen Raum besiedelt.
Die Verbreitung von Kleidercontainer-Monstern wird von ihren Besitzer*innen stark vorangetrieben – teils aus karikativen, teils aus profitorientierten Gründen.
Durch die vermeintlich solidarische Praktik der „Kleiderspende“ wird eine Monsterpopulation herangezogen, die in ihrer imperialen Erscheinung fatale Auswirkungen auf den globalen Textilmarkt hat.
126 Exemplare
Deutsches Rotes Kreuz
Fütterung rund um die Uhr möglich
Das Kleidercontainer-Monster expandiert im Globalen Norden, weil es vielen Menschen als naheliegende Möglichkeit erscheint, sich anderer Monster zur entledigen: Jedes Jahr werden 1 Mio. Tonnen alte Textil-, Kleidungs- und Modemonster, die ihren Besitzer*innen nicht mehr gefallen oder nicht mehr gebraucht werden, entsorgt.
Insbesondere das schnelllebige FastFashion-Monster verführt zu immer häufigeren Shopping-Touren: Jede*r Deutsche kauft im Durchschnitt jährlich 60 Kleidungsstücke, die durch eine billige Produktion immer weniger lang nutzbar sind.
Bevor Textilmonster in unseren Kaufhäusern rumlungern und schließlich von Kleidungscontainer-Monstern gefressen werden, legen sie einen langen Weg zurück (eine Jeans bspw. bis zu 50.000 Kliometer): Textilmonster stammen vor allem aus südostasiatischen Ländern und werden dort unter schwierigen Bedingungen produziert. Aufgrund der Ausbeutung von Mensch und Natur sind Textil- und Kleidungsmonster in der Regel der Gruppe der „imperialen Monster“ zuzuordnen.
1145x1145x2160mm
1,8 bis 2,5 m³
Nicht nur auf Kosten der Arbeiter*innen – durch schlechte Löhne, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit –, sondern auch auf Kosten der Umwelt wütet das Weltmarktmonster, hier am Beispiel der Reise einer Jeans: Tausende Transportkilometer, Bewässerung der Baumwollplantagen und Chemikalien mit giftigen Farbstoffen, die in Flüssen entsorgt werden, sind umweltschädliche Folgen.
Aufgrund des erhöhten Aufkommens von Textilmonstern (viermal so hoch wie in den 1980er Jahren) leidet die ebenfalls anwachsende Population der Kleidercontainer-Monster seit ge- raumer Zeit an Überfütterung: Die Menge von genutzten Textilien, mit denen Menschen Container- Monster befüllen, übersteigt den Bedarf für soziale Zwecke um ein Vielfaches – weniger als 10% werden von wohltätigen Organisationen benötigt. Ein Großteil der Kleiderspenden wird an gewerbliche Sortierbetriebe weiter- gegeben. Hier werden die tragbaren Anteile nach Qualität sortiert und von Müll getrennt. Ca. 50-60% in einer Kleidersammlung sind dabei noch als Second- Hand-Ware wiederverwertbar.
Das alte T-Shirt geht auf Reise, je nachdem, wie es entsorgt oder weitergegeben wird.
Wieviel Prozent der in deutschen Kleidercontainern gesammelten Textilien wird wie weiterverarbeitet?
Häufig gehören Kleidercontainer-Monster profitorientierten Besitzern, die ledig- lich vorgeben, für gute Zwecke zu sammeln. Dafür erfinden sie beispielsweise Vereinsnamen und appellieren (auch recht aufdringlich) an die Hilfsbereitschaft der Menschen.
Spender*innen gehen so oft irrtümlich da- von aus, dass ihre Altkleider kostenlos für humanitäre Zwecke weitergegeben werden.
Bevor man Kleidercontainer-Monster füttert, sollte man sich darüber informieren, wer der*die Besitzer*in des Monsters ist, was nach der Spende mit der Klei- dung und dem daraus gewonnenen Geld passiert.
Ein großer Teil der noch nutzbaren Kleidung wird in den Globalen Süden verschickt. Insbesondere in vielen afrikanischen Ländern ermöglicht SecondHand-Kleidung einem Teil der Menschen mit geringem Einkommen den Erwerb günstiger Textilien. In den ärmsten Ländern kommen aber aufgrund der mangelnden Kaufkraft Altkleider gar nicht erst an. Am Export von SecondHand-Kleidung wird insbesondere durch Länder des Globalen Südens kritisiert, dass diese Praxis die heimische Textilproduktion zerstöre. Mit der günstigen (weil als Spenden eingesammelte) SecondHand-Kleidung kann die heimische Produktion nicht konkurrieren. Eine gut gemeinte Spende verhindert so die Entstehung einer lokaler Stoff- und Textilproduktion und damit wichtige Arbeitsplätze. Andererseits entstehen im Globalen Süden aber auch durch das Geschäft mit SecondHand-Kleidung eine Vielzahl von Arbeitsplätzen: In Transportunternehmen, in Schneidereien und in Wäschereien. Ein Verbot der Einfuhr von SecondHand-Ware oder deren höhere Besteuerung ist deshalb umstritten und wird von verschiedenen Akteuren unterschiedlich bewertet.
Bevor das Kleidercontainer-Monster Textilien vertilgt, legen diese im Zuge ihrer Herstellung eine Reise von bis zu 20.000 Kilometer zurück. Das ist eine Strecke um die halbe Erdkugel.
Aufgrund der für den Export in Kunsstoff gebündetlen Altkleidung wird gebrauchte Kleidung auf dem afrikanischen Kontinent „Mitumba“ genannt. In der Bantusprache Swahili bedeutet dies „Bündel“.
Was nicht mehr zu gebrauchen ist, aber trotzdem im Container landet, wird verbrannt.
Günstige Preise, billige Qualität – auf Kosten von Mensch und Natur
Solidarische Monstern, mit denen man die Population der Textil- und Kleider- container-Monster reduzieren kann:
Die Kopiloten e.V. gemeinsam.politisch.bilden. | diekopiloten.de
Umwelthaus Kassel e.V. | umwelthaus-kassel.de
oxfam Shop | Friedrich-Ebert-Straße 25, 34117 Kassel
Kilo-Shop DRK | Untere Königsstraße 79, 34117 Kassel
Fingerz - fair&organic | Am Entenanger 2, 34117 Kassel
Aktion Tagwerk (Hg.) (2018): Secondhandkleidung –global (un)gerecht? Flexible Unterrichts- bausteine zu den Themen Textilhandel, Nachhaltige Entwicklung und Weltwirtschaft.
Brot für die Welt (Hg.) (2016): Mein Auto, mein Kleid, mein Hähnchen. Wer zahlt den Preis für unseren grenzenlosen Konsum?
Forbrig, Sebastian; Fischer, Thomas; Heinz, Beate (2020): Bedarf, Konsum, Wiederverwendung und Verwertung von Bekleidung und Textilien in Deutschland.
WDR neuneinhalb – Deine Reporter (2018): Altkleider – Das Geschäft mit den ausgemisteten Klamotten.
Weber, Brigitte (2019): Textilien im Kreislauf: Suche nach der besten Lösung.
Dieses Monster wurde im Sommersemester 2020 entdeckt und beschrieben durch den renomierten Monster-Forscher Oliver Emde, Universität Kassel.
Konzept und Redaktion: Oliver Emde
Grafik, Layout und Satz: Gregor Müller