OrdnungWohnen-Monster |
FamilieGebäude-monster |
Gattung & Artlus ad domum |
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Die Verbreitung des Wohnungslosigkeits-Monsters insbesondere in städtischen Gebieten wird von unterschiedlichen Akteuren vorangetrieben. Immer öfter sieht man gattungsähnliche Monster in Stadtkernen oder auf geschützten Plätzen (bspw. Parkbänke). Für die Monsterfürsorge fühlt sich jedoch niemand verantwortlich.
Die Fortpflanzung des Monsters ist sehr schwer aufzuhalten, denn durch die Lehren unseres Systems, die uns von kleinauf in Grund- und Weiterführenden Schulen vermittelt werden, helfen ihm beim fortbestehen. Welche Lehren fragt man sich? Uns wird ein ständiges Wirtschaftswachstum als das große Ziel vermittelt, aber auch Besitz und Unternehmertum wird uns unbewusst als „richtig“ dargestellt. Außerdem zeigt uns die Gesellschaft immer wieder wie wenig soziale Berufe im Vergleich zu anderen wertgeschätzt werden.
Warum eigentlich die lateinische Gattungsbezeichnung „ius ad domum“? Übersetzt bedeutet dies „Recht auf ein Haus“. Dieses Menschenrecht ist in verschiedenen internationalen Rechten verankert, unter anderem in Art.16 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR).
Das Wohnungslosigkeits-Monster ist Teil einer sehr großen Gruppe der Monster der imperialen Lebensweise. Für seine Entstehung und Populationswachstum gibt es viele unterschiedliche Gründe. Füttert man das Monster mit steigenden Mieten, macht es sich über die Normalverdiener*innen her und vertreibt sie aus ihrem gewohnten Umfeld. Haben Normalverdiener*innen dann keine Möglichkeit eine andere Wohnung zu finden, können sie schnell in die Wohnungslosigkeit abrutschen.
Aber auch die gelenkte Entstehung von sog. „Reichenvierteln“ lockt das Wohnungslosigkeits-Monster an. Hier werden Menschen unter einer bestimmten Einkommensgrenze mehr oder weniger vertrieben, um diese Viertel zu gentrifizieren, also aufzuwerten. So kann das Monster auch hier wunderbar zuschnappen.
An gesellschaftliche Krisen – wie die aktuelle Covid-19-Pandemie – hängt sich das Monster dran und profitiert von (finanziellen) Nöten der Menschen. Durch Covid-19 verlieren viele Menschen ihren Job und können ihre Mieten nicht mehr zahlen. Hat man dann keine verständnisvollen Vermieter*innen, so schleicht sich das Wohnungslosigkeits-Monster an und verspeist auch diese Menschen.
(hier: Exemplar vor Ort)
Höhe ca. 45 cm; Länge ca. 85 cm;
Breite durchschnittlich ca. 18 cm
(Wohnungslosigkeit in Deutschland 2018)
ca. 678.000 Menschen, inkl. wohnungslose Geflüchtete
Mietentwicklung bei Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern 2010 bis 2018 (Quelle: vdp Research, destatis)
Die bösen Verwandten des Monsters sind die Wirtschafts- und Profitgier-Monster. Ohne sie würde das Wohnungslosigkeits-Monster verhungern. Denn nur das ständige Streben nach Wirtschaftswachstum und steigendem Profit treibt das Wohnungslosigkeits-Monster an. Zwar bewegt es sich eigentlich in sozialen Gefilden und zieht sich aus den wirtschaftlichen Bestreben zurück, um kaum Beachtung zu finden. Je leiser es ist, also umso weniger Aufmerksamkeit es auf sich zieht, desto besser kann es sich verbreiten. Wenn es ans Tageslicht kommt, legt man schnell den Schleier des sozialen Wohnungsbaus darüber, um die Menschen angeblich davor zu bewahren. Doch der soziale Wohnungsbau ist schon seit Jahren ausgestorben.
Man wundert sich nun, wie so etwas jahrelang überleben kann. Doch das Monster ernährt sich ebenso von den Strukturen, die uns allen Stück für Stück unbewusst anerzogen und gelehrt werden. Denn nur so schaffen es die Wirtschafts- und Profitgier-Monster zu überleben und das Wohnungslosigkeits-Monster zu nähren. Aber auch persönliche und soziale Gründe machen Charlie und seine Mitmenschen zu Betroffenen des Wohnungslosigkeits-Monsters. Scheidungen, Unterhaltszahlungen, Jobverlust, aber auch ein schwieriges soziales Umfeld und eine problematische Vergangenheit begünstigen die Vermehrung des Monsters.
Als wohnungslos gilt, so die in Deutsch- land gängige, nicht amtliche Definition, wer über keine mietvertraglich abgesicherte Wohnung oder über selbst genutztes Wohneigentum verfügt. Wohnungslosigkeit ist somit nicht mit Straßenobdachlosigkeit gleich zu setzen. Gleichwohl prägen die im öffentlichen Raum sichtbaren obdachlosen Menschen das Bild von „dem Wohnungslosen“.
(BpB 2018)
Schätzung zur Anzahl der Wohnungslosen in Deutschland von 1995 bis 2018 (in 1000). Quelle: statista
Waffenexporte und die Suche nach Schutz und Obdach im Globalen Norden stehen in einem Zusammenhang.
Quelle: BMWI, statista
Monstern einer imperialen Lebensweise können durch solidarisches Handeln bekämpft werden. Bspw. das Recht-auf-Wohnen-Monster oder Sozialer-Wohnungsbau-Monster sind Monster, die verpflichtend von Staat und EU gefüttert werden müssten. So hätten Charlie und seine Mit-Monster einen rechtlich gesicherten Anspruch auf ein lebenswertes Dach überm Kopf. Doch leider funktioniert das nicht, das zeigt die große Population von Wohnungslosigkeits-Monstern.
Somit finden sich Menschen zusammen, die organisierte Projekte und Organisationen leiten und durchführen, um den Opfern des Wohnungslosigkeits-Monsters zu helfen. So zum Beispiel der Little Home Köln e.V.: Sie bauen auf ehrenamtlicher Basis kleine 3,2 m² große Tiny Häuser und stellen sie Obdachlosen zur Verfügung. So helfen sie diesen Menschen Stück für Stück wieder in die Gesellschaft zurück. Auch der Verein Soziale Hilfe e.V. realisiert Unterstützungsangebote. Durch das Bereitstellen/Vermitteln von Notunterkünften und das Betreiben des Café Panama, in dem Essen und Trinken für einen kleines Geld angeboten wird, können sie wohnungslose Menschen (temporär und langfristig) unterstützen.
Wohnungslose Menschen machen auch selbst auf ihre Bedürfnisse und Nöte aufmerksam: Der Verein Querstadtein e.V. organisiert mit (ehemaligen) Obdachlosen politische Stadtrundgänge. Im Rahmen dieser zeigen (ehemals) obdachlose Menschen, wie ein Leben auf der Straße aussehen kann und sensibilisieren mit ihren Perspektiven.
Verschiedene weitere Menschen setzen sich bereits für ein Recht auf Wohnen und ein soziales solidarisches Konzept für Gemeinschaftliches Wohnen ein. Bspw. SoWo Leipzig eG, eine Genossenschaft, welche Gemeinschaftshäuser erwirbt und weiter verwaltet. Die Initiative PlanBude in Hamburg entwickelt neue Ansätze und Planungen, unter Berücksichtigung der Interessen der Gemeinschaft.
Gerull, Susanne (2018): „Unangenehm“, „arbeitsscheu“, „asozial“. Zur Ausgrenzung von wohnungslosen Menschen. Online: bpb.de
Haase, Jürgen (2018): Was bedeutet es, zu wohnen? - Essay. Online: bpb.de
Institut für Menschenrechte (2018): „Jeder Mensch hat ein Recht auf Wohnen“ Online: institut-fuer-menschenrechte.de
Krennerich, Michael (2018): Ein Recht auf (menschenwürdiges) Wohnen? Online: bpb.de
Dieses Monster wurde im Sommersemester 2020 entdeckt und beschrieben durch die renomierten Monster-Forscher*innen Emily Rumpf und Jessica Tahiri, Studierende der Universität Kassel.
Konzept und Redaktion: Oliver Emde
Grafik, Layout und Satz: Gregor Müller