Ordnungdomi natum monstrum |
Familieurbana monstrum |
Gattung & ArtSuperficies litterae signatae |
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Das Flächenversiegelungsmonster ist durch Straßenbau, asphaltierte Wege, Plätze, Häuser, Gewerbegebiete und Indus- trieanlagen fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Beson- ders stark ist es im urbanen Raum anzutreffen. Dieses Monster erschafft ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen dem Ein- flussgebiet des Menschen und dem natürlichen, nährstoffreichen und fruchtbaren Boden. Das Monster beschädigt dauerhaft den Lebensraum verschiedenster Tier- und Pflanzenarten und be- einträchtigt die Aufnahmefähigkeit der Erde.
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schützen das Monster häufig unter dem Deckmantel des Fortschritts – das Flächenver- siegelungsmonster steht unter vermeintlichem „Artenschutz”. Dadurch verbreitet sich das Monster mit seinen fatalen Folgen für die Umwelt immer weiter.
Die Ausbreitung des Monsters führt dazu, dass natürliche Lebensräume zerschnitten werden. Es frisst dabei die Biodiversität (Artenvielfalt) auf. Durch das Abtrennen von Lebensräumen werden dauerhaft bestimmte Wildtiergruppen voneinander getrennt oder einzelne Gruppen sogar komplett isoliert. In diesem Zusammenhang begünstigt die Population des Monsters auch eine erhöhte Mensch-Tier-Begegnung. Dabei können Krankheiten einfacher in menschliche Siedlungsgebiete getragen werden. In Deutschland ist es unter anderem der gefährliche Fuchsbandwurm. Der Parasit wird über Füchse auf, vom Menschen angebaute Lebensmittel übertragen und gelangt so in den menschlichen Körper. Hier kann er sehr schweren Schaden anrichten.
Das Monster attackiert auch die Aufnahmefähigkeit des Bodens. Er kann weniger Regen aufnehmen, der Grundwasserspiegel sinkt und der Boden wird instabiler. Es besteht die Gefahr, dass bei übermäßigen Regenfällen, die Kanalisation das erhöhte Regenaufkommen nicht fassen kann und es zu Überschwemmungen kommt. Nicht nur am Boden sind die Auswirkungen des Monsters zu spüren, sondern auch in der Luft. Es schränkt dessen Bewegung dauerhaft ein und durch die verringerte Luftzirkulation wird die Abkühlung des Bodens behindert.
19.743 km² Fläche in der Bundesrepublik
5.5% Deutschlands (im Jahr 2015)
breitet sich jeden Tag um weitere 27 Hektar aus
Derzeit wächst die Population des Monsters in Hessen täglich um etwa 3,5 Hektar. Gleichzeitig belegen alle Prognosen, dass die Bevölkerungzahl in Hessen mittelfristig nicht steigen, sondern schrumpfen werden. Dieser Trend lässt sich in ganz Deutschland beobachten.
Der BUND Hessen – seine renommierte Monster-Bekämpfer*innen-Organisation – fordert deswegen die Entwicklung einer „Bodenschutzstrategie”. Diese soll den Flächenverbrauch in Hessen auf einen Hektar pro Tag beschränken und festlegen, dass bei Planungen von großen Bauprojekten auf die Verschließung landwirtschaftlich genutzter Flächen verzichtet wird.
Die Bekämpfung und Zurückdrängung des Flächenversiegelungsmonsters ist – wenn es einmal da ist – sehr kostspielig. Im Falle einer Bodenversiegelung bleibt der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgetrennt. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt somit rapide ab. Wird der Schädling beseitigt, dauert es somit sehr lange, bis sich der Boden wieder erholt. Außerdem verbleiben Reste von Beton oder Asphalt, welche die Bodenfruchtbarkeit dauerhaft beeinträchtigen und somit verhindern, dass der Boden seine vorherige Qualität wiedererlangt.
Der Mensch hat sich dieses Monster buchstäblich selber ins Haus geholt. Wir profitieren vom Wohnungsbau und Infrastruktur, die Wirtschaft vom ständigen Wachstum. Der Preis, nämlich Natur und Erde ist jedoch ein hoher. Durch eine täglich fortgeführte Versiegelung wird der erwünschte Rückgang immer schwieriger. Der nötige Kosten- wie auch Zeitaufwand steigt immer weiter, die Menge an unbelasteten, nie vom Monster befallenen Boden nimmt ab. Gleichzeitig wird dieses Problem weiter aufgeschoben und die Folgen auf die späteren Generationen abgewälzt.
Es treten Komplikationen auf, wenn große Energiekonzerne oder Kartellbildungen, also die skrupellosen Gehilfen des Ungleichheit schaffenden Monsters, die Preise und Verteilung von Energie maßgeblich mit beeinflussen.
Beispielsweise möchte die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) die Monopolisierung des Ölmarktes. Der Energiekonzern Exxon Mobile verbuchte 2008 seinen höchsten Gewinn von über 45 Milliarden US-Dollar, davon könnten ca. 546 Millionen Einwohner in Afrika ein Jahr lang leben. Derartige Ungleichheiten sind ein guter Nährboden für das Energie- ungerechtigkeitsmonster.
Karikatur: Solarengergieförderverein (SFV)
Die Ursachen und Hintergründe des anhaltenden Auftretens der Spezies sind zahlreich und von unterschiedlicher Komplexität. Der einfache Wunsch nach Wohnen im Grünen, oder auch die Zunahme der Zahl der Haushalte, insbesondere von Ein- und Zweipersonenhaushalten sind dabei wichtige Gründe. Auch der ineffiziente Umgang mit der Ressource „Fläche” und einem dabei auftretenden Stadt-Land-Preisgefälle ist der Nährboden unseres Monsters. Auch staatliche Fördermittel und steuerliche Anreize, oder Angebotsorientierte, stark an Investorenwünschen ausgerichtete Planung der Städte und Gemeinden bilden ideale Lebensbedingungen. Das Monster wird also durch individuelle Einstellungen, aber auch durch wirtschaftliche und politische Strukturen angefüttert.
Eine reformierte Siedlungsplanung ist der erste Schritt zum Erfolg.
Mit der Bekämpfung des Monsters in die Zukunft sehen und für spätere Generationen handeln.
Bewusstsein schaffen. Mit Natur und Erde im Einklang leben.
Der Zweckverband Raum Kassel stellt Flächennutzungspläne für Kassel bereit. online: zrk-kassel.de
Die Linke. Kreisverband Kassel-Land hat sich als politische Kraft für das Problem Flächenversiegelung eingesetzt. online: die-linke-kassel-land.de
Kriese, Ulrich (2009): Das versiegelte Land online: bpb.de
Bundesumweltministerium: Flächenverbrauch – Worum geht es? online: bmu.de
Bundesumweltamt: Bodenversiegelung in Deutschland online: umweltbundesamt.de
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung: Wie viel Fläche ist versiegelt? online: ioer-monitor.de
Solarengerieförderverein sfv: Grüne Lunge in Gefahr online: sfv.de
BUND Hessen: Bodenschutz und Flächenverbrauch in Hessen online: bund-hessen.de/nachhaltiges-hessen/flaechenschutz/
Dieses Monster wurde im Sommersemester 2020 entdeckt und beschrieben durch die renomierten Monster-Forscher*innen Philipp Geyer und Leon Ries, Studierende der Universität Kassel.
Konzept und Redaktion: Oliver Emde
Grafik, Layout und Satz: Gregor Müller