Unter „kultureller Bildung“ wird hier die ganzheitliche und spielerische Auseinandersetzung mit vielfältigen kulturellen Ausdrucksformen verstanden, in deren Rahmen junge Menschen Sichtweisen und Haltungen weiterentwickeln und darin bestärkt werden, diese zu artikulieren. Im Rahmen dieser Selbstbildungsprozesse wird das Verhältnis zwischen Individuum, Gesellschaft und Welt verhandelt, es werden individuelle und kollektive Positionen entwickelt und gesellschaftliches Zusammenleben mitgestaltet. Kulturelle Bildung setzt an den Stärken und Interessen der teilnehmenden Subjekte an, will Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeitsprozesse fördern und empowern. Kulturelle Bildung kann in Partizipation münden, gesellschaftliche Teilhabe und Integration ermöglichen sowie zur kritischen Auseinandersetzung mit (globalen) Konflikten anregen und dazu motivieren, Gesellschaft nachhaltig zu verändern (weiterführend Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ 2020). Ansätze kultureller Bildung können deshalb eng verknüpft sein mit der Praxis politischer Bildung,  insbesondere auch „mit den Zielen und Ansätzen der Global Citizenship Education und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)” (Bilgram et al. 2020: 15).

Interdisziplinäre Projekte zwischen kultureller und politischer Bildung ermöglichen die Verschränkung unterschiedlicher Wissensinhalte und können durch unterschiedliche disziplinäre Zugänge neue Perspektiven eröffnen. Gerade durch einen weiten Begriff des Politischen können politische Dimensionen kultureller Praxen erarbeitet werden. Politische Hegemonien, Macht- und Herrschaftsverhältnisse sind kulturell verankert. In Kultur spiegeln sich Werte und Normen einer Gesellschaft wider, die durch Methoden der kulturellen Bildung als solche sichtbar und hinterfragbar werden. Projekte der kulturellen Bildung können den unsichtbaren gesellschaftlichen und sozialen Konsens sichtbar machen und ihn infrage stellen, Kultur als politisch gekennzeichnet und entstanden verstehen und durch kulturell-künstlerische Interventionen politische Lernprozesse initiieren.

Besonders wichtig für diese Zusammenarbeit ist eine Begegnung der unterschiedlichen Disziplinen (und Akteuren) auf Augenhöhe. Die berechtigten und unterschiedlichen Interessen müssen miteinander ausgehandelt werden, denn:

 „Eine Kooperation greift insbesondere dann zu kurz, wenn diepolitische Bildung scheinbar nur für Inhalte, die kulturelle oder künstlerische Bildung dagegen nur für Formen und Strategien verantwortlich zu sein scheint.” (Besand 2012: 271)